über Hufe

Physiologie

Hufschema vorn Hufschema hinten Hufschema unten Der Pferdehuf hat von unten gesehen eine runde, harmonische Form. Der Strahl (1) ist breit und gut ausgeprägt, so dass er im hinteren Drittel das Gewicht mitträgt. Die Eckstreben (2) haben keinen Bodenkontakt. Beim Abflachen des Gewölbes (3) kann die Oberkante der Eckstrebe als Rutschbremse fungieren. Die weiße Linie (4) ist rund um den Huf gleichmäßig dick. Das Wandhorn ist glatt und wächst vom Kronrand ca. 1cm im Monat abwärts. So viel wird bei natürlichem Abrieb (ca. 20 km auf wechselnden Böden) auch abgenutzt.
hufseite






Aufbau:

hellblau: Strecksehne;
dunkelblau: Beugesehnen;
(tiefe Beugesehne; oberflächliche Beugesehne; Musculus Interosseus);
rot: Haut (im Huf Huflederhaut);
lila: Lymphgewebe (Strahlkissen);
braun: Knochen / von oben nach unten;
Röhrbein / Hilfsknochen, Sesambeine, Fesselbein, Kronbein, Hufbein / Hilfsknochen Strahlbein. Zwischen der tiefen Beugesehne und dem Strahlbein liegt ein Schleimbeutel (dunkel lila). Zusammengefasst wird dieser Bereich als Hufrolle bezeichnet.


Die Huflederhaut wird stark durchblutet. Belastet das Pferd den Huf, wird dieser weiter und größer. Dabei flacht die Sohle ab und vergrößert den Raum der Kapillare (kleine Blutgefäße). Die Kapillare weiten sich und saugen das Blut sozusagen in den Huf. Direkt unter dem Kronrand zieht sich der Huf etwas zusammen und es wird Druck aufgebaut. Dieser Druck sorgt dafür, dass sich das venöse Geflecht (Rücklauf zum Herzen) entleert, so dass neues Blut nachfließen kann. Skizzen die schematisch verdeutlichen sollen, wo sich welche Gefäße in welcher Größe im Huf befinden. Diese Anordnung ist im Vorderhuf ähnlich wie im Hinterhuf.


Arterien von oben

Arterien von der Seite

Venen von der Seite


Die tiefe Beugesehne ist unten am Hufbein (Knochen in der Hornkapsel) festgewachsen. Sie läuft über das Strahlbein (kleiner, von Kapillaren durchzogener Hilfsknochen) am Bein aufwärts. Zwischen Strahlbein und tiefer Beugesehne liegt ein Schleimbeutel. Der Schleimbeutel nimmt den Druck der tiefen Beugesehne gegen das Strahlbein auf. Je stärker das Bein belastet wird, umso weniger Druck muss der Schleimbeutel an dieser Stelle aufnehmen. Der Knochen (Hufbein) ist in der Hornkapsel aufgehängt. Das heißt: es gibt eine feste Verbindung, die aus dem Lamellenhorn (weiße Linie) besteht. Das Horn wird in der Lamellenlederhaut gebildet. Die Lamellenlederhaut umschließt das Hufbein im Seitenbereich. An der Unterseite befindet sich Sohlenlederhaut. Um die Belastung gleichmäßig aufzunehmen, muss der Knochen gerade in der Hornkapsel stehen. Ist dieser auch nur leicht zum Boden hin gewinkelt, wird die Aufhängung des tiefer liegenden Teils des Knochens überlastet.(Quelle: The effect of hoof angle variations on dorsal lamellar load in the equine hoof G. D. RAMSEY, P. J. HUNTER and M. P. NASH.)


Funktion

Der Huf dient dem Pferd nicht nur zum Laufen. Er hat zudem die Funktion, Schadstoffe und Eiweiße auszuscheiden. Der Hufmechanismus spielt bei den weiteren Funktionen eine übergeordnete Rolle. Die Aufprallenergie des Hufes auf hartem Boden wird in die Bewegung der Wand umgesetzt. So wird der Stoß abgefedert. Ein Teil dieser Energie wird in Wärme umgesetzt, die bei der Verformung und durch das frische Blut entsteht. Das ist besonders wichtig, weil unterhalb des Krapalgelenkes keine Muskeln mehr vorhanden sind. Der Huf dient auch als Tastorgan. Das Pferd spürt jede Unebenheit des Bodens und kann so auch das schwierigste Gelände trittsicher durchqueren.


Schlechte Hornqualität führt zum Ausbrechen der Hufe

Werden die Hufe zu lang, kann es besonders bei Pferden mit weichem Horn zum Ausbrechen des Tragrandes kommen. Im unteren Bereich der Zehe bis zu 2 cm ist das Ausbrechen nicht gefährlich oder schädlich. Da es nicht in einem Bereich mit lebendem Gewebe passiert, ist es auch nicht schmerzhaft. Der Huf versucht, das zu lange Horn selbsttätig zu kürzen. Der Abrieb hat nicht ausgereicht, um den Huf in entsprechender Länge zu halten. Bei der Hufpflege sollte der Huf immer auf das richtige Maß gekürzt werden. Die für die meisten Pferde richtigen Maße finden Sie auf dieser Seite oben.


Risse von unten zum Kronrand

Diese Risse sind meist nur oberflächlich, können aber auch tiefer gehen. Oben am Kronrand und innen an der Lamellenlederhaut können sie schmerzhaft sein. Sie entstehen, wenn der Huf nicht ausgeglichen belastet wird und sich dadurch irreguläre Spannungen aufbauen. Das tiefe Ausschneiden, Kleben, Klammern oder Nähen führen nicht zur Heilung! Der Riss wird dann wieder geschlossen und von oben her nachwachsen, wenn die Spannungen ausgeglichen sind. Bis er nicht mehr zu sehen ist, muss das Wandhorn einmal komplett nachgewachsen sein. Dies dauert ca. ein Jahr. In manchen Fällen ist der Kronrand geschädigt. Hier muss sich zunächst das hornbildende Gewebe regenerieren, bevor der Riss sich schließen kann. sehr Kompl. Eine Sonderform der Risse bzw. punktuell schlechte Wandhornqualität sind Verletzungen des Kronrandes. Manchmal ist der Kronrand nach einer solchen Verletzung vernarbt und bildet weiterhin schlechtes Horn. Dann ist eine gleichmäßig lastverteilende Hufform herzustellen. In der Regel können die Tiere dann mit diesem Defekt sehr gut leben.


Verlust der Eisen

Wird der Huf durch ein Eisen und Nägel festgehalten, findet kein Hufmechanismus mehr statt. Der Huf macht nach hinten nur noch Kippbewegungen. Durch diese Einschränkung der Durchblutung werden immer weniger Nährstoffe in den Huf gebracht. Auch können weniger Schadstoffe als normalerweise auf diesem Wege ausgeschieden werden. Das Horn braucht aber, um widerstandsfähig zu sein, die entsprechenden Nährstoffe. Je weniger davon in der Huflederhaut ankommen, umso schlechter wird die Hufqualität. Irgendwann ist diese so schlecht, dass das Horn um den Nagel herum, den Kräften nicht mehr standhält und ausreißt. Danach werden die Eisen immer wieder verloren. Der Schmied findet nach kurzer Zeit keine Stelle mehr, an der ein Nagel hält. Nur die Verstärkung der Durchblutung zurück zur normalen Blutmenge, sorgt für nachhaltiges Wachstum von stabilem Horn. Die Närstoffe gelangen wieder an die richtigen Stellen. Es dauert zwar durchschnittlich ein Jahr, bis der Huf von oben nach unten durchgewachsen ist, dafür hat das Pferd am Ende einen Huf, der auch ohne Eisen optimal belastbar ist.


Gangbild

Ist der Huf im Ungleichgewicht, muss das Pferd dieses mit den Muskeln und in den Gelenken ausgleichen. In den Muskeln führt dies zur Übersäuerung. Das Pferd muss das Ungleichgewicht bereits beim Stehen ausgleichen. Bei uns Menschen ist ein überanstrengter, „saurer” Muskel sehr schmerzhaft. Bei Pferden mit diesen Symptomen ist die entsprechende Muskulatur meist zu stark ausgebildet. Die Hufe sollten dann von einem neutralen Experten geprüft werden, wenn die Muskelmasse sichtbar nicht im Verhältnis zum Trainingszustand passt. Im Gangbild zeigen sich verspannte Muskeln häufig in kurzen Schritten und in einer „festgehaltenen“ Bewegung. Ein Pferd, dass an einer verspannten Muskulatur leidet, kann nicht losgelassen und durchlässig gehen. Bei einseitigen Problemen kann es auch zu Schwierigkeiten beim Biegen und Stellen in eine Richtung kommen. Hier kann der einfache Vergleich der Hufe beider Vorder- und beider Hintergliedmaßen bereits Aufschluss geben. In den Gelenken kann ein schiefer Huf zum Abbau oder Zubildung von Knochen führen. Besonders bei jungen Pferden sollte sofort korrigiert werden, um die Deformation der Gelenkflächen zu verhindern. Aber auch, wenn bereits Arthrosen bestehen, lassen sich signifikante Verbesserungen für das Tier erreichen. Im Allgemeinen sollte ein Pferd mit gesunden, ausbalancierten Hufen einen freudigen, mit langen Schritten losgelassenen und schwungvollen Gang zeigen.


Ein Beispiel aus der Praxis, das die Veränderung im Laufe einer 7-monatigen Behandlung zeigt.


Brilant vorher

Zu erkennen sind derartige Probleme an einem unzufriedenen Gesichtsausdruck und einer rückständigen Körperhaltung. Der zehnjährige Wallach hat eine stark ausgeprägte Muskulatur an Schulter und Kruppe. Diese Muskelmasse steht in keinem natürlichen Verhältnis gemessen an einem trainingsfreien Jahr.

Brilant Huf vorher

Der rechte Vorderhuf ist für ein schweres Warmblut (175 cm Stockmaß) zu eng und zu klein. Von hinten sehen wir deutlich die zu hohen Trachten. Die seitlichen Strahlfurchen reichen tief ins Innere des Hufes. Die ovale Form und der verkümmerte Strahl zeigen, dass die Grundform des Hufes nicht in Ordnung ist.

Brilant nachher
Sieben Monate nach Beginn der Huftherapie steht der Wallach mit geraden Röhrbeinen und nimmt aufmerksam an seiner Umwelt teil. Die Muskeln an Schulter und Kruppe haben sich zurückgebildet und passen zum Trainingszustand.
Die Trachten sind deutlich eingekürzt und die Hufform ist bereits, obwohl noch nicht ideal, runder geworden. Der Strahl hat nun wieder mehr Platz und nimmt diesen auch ein.
Brilant Huf nachher
Der Wallach wäre jetzt wieder in der Lage einen Reiter zu tragen. Dies ging vorher nicht mehr, da er seine Schmerzen in den Hufen und in der Muskulatur des Bewegungsapparates mittels Abwurf seines Reiters mitteilte.